Didyma Orakel-Heiligtum

Didyma - Didim
Stadt des Orakels und Heiligtum von Milet

Infos und 21 Fotos von © Heinz Albers
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Kreuzung in Didyma und mittendrin der Apollon-Tempel. Der Apollon-Tempel vom Didyma war ein Heiligtum der benachbarten Stadt Milet Der Apollon-Tempel von Didyma hatte einst 120 Säulen Didyma: Das Haupt der Gorgone Medusa
Die Gesichter der Medusa wurden unterschiedlich dargestellt. Schrecklich waren sie aber alle Didyma: Gewaltige 20m hohe Doppelsäule. Die einzige, die restauriert werden konnte Säulenfragment im Apollon-Tempel von Didyma Mächtige Steinsäulen im Tempel von Didyma
Prachtvolle Säulen in seltener Perspektive im Apollontempel Säulenbasis-Relief in Didyma mit Gott Poseidon? Didyma: Nur über Tunnel war das Innere des Tempels zu erreichen Lageplan des Apollontempels von Didyma mit Beschreibung des Tempels
Innenhof im Tempel von Didyma. Hier befand sich das Orakel Didyma: Kapitell einer Säule mit der Abbildung eines Greifs Säulenfragmente des nie vollendeten Tempels von Didyma Didyma: Südwand des Apollon-Tempels mit einsamer Säule
An der Nordwand des Apollon-Tempels von Didyma/Didim Nordwand Didyma mit der Doppelsäule Oracle Pension, Didim, direkt am Tempel Didim, Türkei. Verlassene Wohnhäuser am Apollon-Tempel. Moderne Ruinen
Didyma, das Orakel und die Medusa

 

Didyma, das heutige Didim, war eine antike Stadt mit einem bedeutenden Orakelheiligtum des Gottes Apollon. Noch heute zeugen die Reste des Apollon-Tempels mit seinen fast 20 m hohen Säulen von den gewaltigen Ausmaßen. Über 600 Jahre wurde an dem Tempel gebaut; fertiggestellt wurde er nie.

Das Orakel befand sich im Didymäon. Didyma gehörte zum Stadtbezirk ("Polis") von Milet. Didyma konnte von Milet über See oder über eine Prozessionsstraße erreicht werden.

Die Legende berichtet, dass die Titanide Leto am Ort dieser Orakelstätte, einer Süßwasserquelle, ihre Zwillinge Artemis und Apollon von Zeus empfangen habe. Irgendwann erschien Gott Apollon einem einheimischen Hirten, dem er die Sehergabe verlieh. Und fortan war das Orakel von Didyma geschaffen. Später wurden als Seher die Priester von Milet eingesetzt.

Das Orakel war keine Weissagung, kein Hellsehen, keine Magie.
(Das bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 berühmt gewordene "Orakel Paul" war ein Tintenfisch aus dem Oberhausener Sealife-Aquarium. Er sagte den Ausgang aller Spiele mit deutscher Beteiligung richtig voraus. Paul war folglich kein Orakel. Immerhin hatte die Menschheit mit ihm etwas Greifbares, Physisches an der Hand; im Gegensatz zu den eher metaphysischen, von Menschen erdachten Gottheiten.)
Das Orakel unterscheidet sich von der Hellseherei dadurch, dass das Orakel die Offenbarung eines Gottes übermittelt. Selbst den Göttern wurden Orakelsprüche erteilt.

Der Orakelspruch war ein "Bescheid" im weitesten Sinne des Wortes¹). Das Orakel sagte nicht, was geschehen wird, es ordnete an. Verkündet wurde der Spruch in der Regel durch einen oder mehrere Priester. ("Priester" ist nicht im Sinne der heutigen Wortbedeutung zu verstehen, denn Tempel und Glauben waren nicht organisiert. Die Bezeichnung "Tempelwärter" wäre passender.)
Der Gottesspruch konnte, je nach Ort der Orakelstätte, unterschiedlich gebildet werden: Bestimmte Geräusche von heiligen Eichen, der Erde oder Schreie, die Art des Vogelflugs, der Rauch und die Asche von Opfertieren, sogar Träume wurden zur Deutung herangezogen. In Didyma war wohl das Geräusch der Quelle Maß aller Dinge.

Tatsache ist, dass vor großen (politischen) Entscheidungen grundsätzlich zuerst das Orakel befragt wurde und dessen "Bescheid" ernsthaft gewürdigt und berücksichtigt wurde.

Natürlich müssen alle Orakelsprüche interpretiert werden. Und besonders an dieser Stelle war dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Abhängig ist der Bescheid folglich von der Person, die das Orakel, die göttliche Offenbarung, interpretiert und von der Person, die den Bescheid annimmt und umsetzt.
Genealogen damaliger Zeit hatten sogar einen Zeus-Abkömmling (Karanos) erfunden, um Alexander den Großen Gottähnlichkeit zuzuschreiben. Die Verkündigung der Zeus-Sohnschaft Alexander des Großen erfolgte im Winter 332/331 durch das Orakel des Apollon in Didyma.³)
Der genaue Ablauf beim Erteilen einer Prophezeiung ist nicht bekannt. Überliefert ist, dass bei einem ungünstigen Bescheid gelegentlich auch ein zweites Orakel befragt wurde.

Auf dem griechischen Festland erreichte das Orakel von Delphi die größte Popularität.

Wenn man bedenkt, dass die komplette Götterwelt der Griechen - 5.770 Götter gab es³) - von den Menschen erdacht worden ist, mutiert spätestens jetzt die Angelegenheit "Orakel" zu einer abwerwitzigen Groteske.

Im Zuge der nahezu vollständigen Entvölkerung Griechenlands durch Kriege, Überfälle, gewollte Kinderlosigkeit, Knabenliebe, Auswanderung, Bürgerkämpfe, Seuchen und lokale Erdbeben verloren die Orakelstätten ihre Bedeutung. Sie verfielen, wurden zerstört und gerieten weitgehend in Vergessenheit. Nach dem späteren Aufkeimen der neuen christlichen Lehre passten sie auch nicht mehr in das sich langsam wandelnde Weltbild: Propheten übernahmen nahtlos die Aufgabe der Orakel. Von diesem Zeitpunkt an wurde das Phantasiegebilde perfektioniert und bis in die Gegenwart erfolgreich kommerzialisert.


Ein weiteres fotografisches Highlight in Didyma ist das Relief der Medusa, das Medusenhaupt.
Medusa war ein geflügeltes Ungeheuer mit Schlangenhaaren, langen Eckzähnen, einem Schuppenpanzer, glühenden Augen und heraushängender Zunge; so sahen auch ihre Schwestern, die Gorgonen aus. Der Anblick der Medusa ließ jeden zu Stein erstarren. Ursprünglich war die Medusa schön. Als Göttin Pallas Athene sie jedoch bei einem Liebesspiel mit Poseidon in einem ihrer Tempel überraschte, verwandelte sie Medusa in diese Schreckgestalt.
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Die Urlauberregion von Didim befindet sich etwa vier Kilometer westlich und südlich der Ruinenstätte von Didyma. Didim ist ein aufstrebendes Touristen-Ziel. Besonders rund um den Hauptstrand im Stadtteil Altınkum (südlich von Didyma) findet das muntere Treiben der vielen Sonnenanbeter statt.

  Lageplan der Ortschaft um das historische Didyma Lageplan vom heutigen Didyma.

¹) Jacob Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte
²) Quelle: Wikipedia
³) Quelle: Prof. Dieter Macek

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© Heinz Albers

Fotos von der Türkei