Zeitzonen - Datumsgrenze

Eine Erklärung von Heinz Albers

Ergänzt am 20.02.2010

(Den vollständigen Bericht können Sie in meinem Buch lesen)

Hilfsmittel: Weltkarte aus dem Atlas oder ein Globus und die rechte Hand.

Zeitzonen - Datumsgrenze von Heinz Albers

Das ist die ungefähre Lage der Datumsgrenze. Sie verläuft weitgehend entlang des 180sten Längengrades.

(Betrunken war ich nicht, als ich die gelbe Linie in das Bild meines Globusses kopiert hatte. Auf Rücksichtnahme bewohnter Gebiete oder Staatsgrenzen weicht die Datumsgrenze bei Bedarf dem 180sten Längengrad aus.)

 

 

Sie wissen, dass die Sonne auf der ganzen Welt morgens im Osten aufgeht. Überall auf der Erde? Gut! Wenn Sie es nicht wissen, lesen Sie einfach weiter; die Erleuchtung kommt bestimmt.

Wenn Sie nicht wissen, wo Osten ist, das ist rechts (rechts ist das „schöne“ Händchen) auf der Weltkarte, die vor Ihnen auf dem Tisch liegt. Oder die Gegend, die in der obigen Grafik mit dem großen "O" gekennzeichnet ist.

Da → ist rechts

Die Sonne wandert also auf unserer Weltkarte stets von rechts nach links und kommt daher vom Osten. Fast Immer, denn in den Regionen der Mittsommernächte und er Pole erscheint sie auch schon mal im Norden. Damit wollen wir uns aber nicht befassen, weil es vielleicht kompliziert werden könnte. Gehen wir also vom Normalfall aus. Die Sonne kommt also nicht von links, nicht von oben, halbschräg oder unten, immer von rechts nach links. Das hat mit Politik nichts zu tun. Ist die Sonne links verschwunden, erscheint sie einige Stunden später mit ziemlicher Sicherheit wieder auf der rechten Seite, um ihren Weg erneut fortzusetzen. (Besonders die alten Ägypter haben wegen dieser Tatsache ein Riesenspektakel veranstaltet.)

Sie müssen akzeptieren, dass überall auf der Erde um 12.00 Uhr mittags die Sonne am höchsten steht, über Ihrem Haupt. In Wanne-Eickel (lateinisch: Castrop-Rauxel) sagt man um 12.00 Uhr: „Mahlzeit!“ und in Texas „High noon!“ Es ist Mittag! Da wird mitten am Tag der Tag geteilt, der aus 24 Stunden besteht. Das Licht der Sonne kommt mittags so ziemlich genau von oben, im Sommer steht sie fast senkrecht über uns. Die Schatten werden kürzer, das Tageslicht dauert länger.

Nur die Seite der Erde , die der Sonne zugekehrt ist, bekommt den Sonnenschein voll ab. Der von der Sonne unbeleuchtete Teil auf der anderen Seite der Erdkugel hat Finsternis. An den Übergängen zwischen Tag- und Nachtseite herrscht Dämmerung.

Wenn es bei uns 12.00 Uhr ist, kann es in New York nicht gleichzeitig auch 12.00 Uhr sein, in Kabul nicht, in Tokio nicht. Denn die Sonne beleuchtet nur immer eine Stelle auf unserem Globus vollständig. Weil die Erde eine Kugel ist und daher eine gekrümmte Oberfläche hat, kann sie von der weit entfernten Sonne nicht überall gleichmäßig angestrahlt werden. Irgendwo auf anderen Teilen der  Erde ist es darum nicht richtig hell, an den anderen Stellen herrscht finstere Nacht. Das war nicht immer so, denn gewisse Kreise behaupteten bis zum Mittelalter, die Erde sei eine Scheibe. Verständlich, weil in den Köpfen derer eine extrem geistige Verdunkelung herrschte. Gut, dass ich Ihnen diese Situation nicht erklären muss! Bleiben wir also bei der Kugelgestalt.

Tokio ist ganz weit weg von uns. Wenn es dort 12.00 Uhr ist, schlafen wir noch oder sind wegen des Frühdienstes gerade aufgestanden und reiben uns im Dämmerlicht die Augen. Schon wieder aufstehen, gähn! Während die Japaner gerade mal wieder unbezahlte Überstunden leisten und so richtig fleißig sind. Die Leute in New York wiederum sind bereits vor Stunden ins Bett gegangen, während auf Hawaii das Abendessen eingenommen wird. Verstehen Sie nun, dass, wenn um 12.00 Uhr in Tokio die Sonne am höchsten steht, bei uns der Stand der Sonne irgendwie anders sein muss?

Was für ein Durcheinander! Aber, seien Sie beruhigt, es kommt noch schlimmer!

In Namibia, dem Kongo, in Algerien und Italien, Norwegen und Spitzbergen wird unser Schicksal geteilt. Dort ist es uhrzeitmäßig immer so wie bei uns, denn diese Länder liegen nördlich oder südlich von uns. Alles klar? ´Wenn nicht, machen Sie eine Pause, kommen Sie morgen wieder.

 

(Am nächsten Tag.)

Hallo, schön, dass Sie wieder da sind!

„Zeitzonen“ ist unser erhellendes Thema.

Haben Sie schon mal etwas von dem „Äquator“ gehört? Das ist die dicke schwarze Linie waagerecht auf dem Globus, genau in der Mitte der Erdkugel. In Kenia habe ich nach diesem schwarzen Ding gesucht - Fehlanzeige!

Die Sonne wandert immer von rechts nach links hoch über dem Äquator um die Erde (was gar nicht stimmt, denn die Erde umrast mit einer unglaublichen Geschwindigkeit von ca. 107.000 km/h die Sonne. Die Sonne rührt sich für uns nicht vom Fleck. Und nur zweimal im Jahr steht die Sonne senkrecht über dem Äquator. Sonst treibt sie sich woanders herum. Dieses Thema lasse ich aber besser weg, weil es vielleicht zu kompliziert wird).

Sie sind in Frankfurt und wollen nach Los Angeles. Um 14.00 Uhr soll Ihr Flieger in Frankfurt starten. Anhand des Flugscheins wissen Sie, dass sie um 16.00 Uhr in Los Angeles landen sollen. „Superaffengeil“, denken Sie sich und streichen Ihr blondes Haar zurück. Nur zwei Stunden Flugzeit! Das ist ja flott! Sicherheitshalber rufen Sie doch die Fluggesellschaft an und fragen nach der Dauer des Fluges. „Eine Sekunde….“, flötet Ihr Gesprächspartner ins Telefon (weil er im Plan nachsehen muss). „Danke“, sagen Sie und legen völlig verwirrt auf. "Eine Sekunde! So schnell!?"

Ähemm, mit Verlaub! Wenn es bei uns 16.00 Uhr ist, dann haben die Yankees in LA Breakfast-Time. Sieben Uhr am Morgen ist es dort! Nach einer Flugdauer von 11 Stunden sind wir aber trotzdem um 16.00 Uhr in LA. Aber zu deren Ortszeit!

Was ist passiert? Hokuspokus?

Nein, wir haben nur 9 Zeitzonen überflogen. In jeder Zeitzone hätten wir unsere Armbanduhr regulär um eine Stunde zurückstellen müssen; ziemlich genau alle 1667 Kilometer um eine Stunde. Wir sind nämlich dem Sonnenschein davongeflogen. Wenn wir in LA angekommen sind, gilt unser erster Griff folglich der Armbanduhr, denn die müssen wir um 9 Stunden zurückstellen, also von 1 Uhr morgens auf 16.00 Uhr nachmittags des Vortages. Nicht schlecht, oder? So haben wir noch 8 Stunden eines längst vergangenen Tages zur Verfügung. Dieser Tag ist 32 Stunden lang. Dieser Tatbestand führt bei den Arbeitgeberverbänden stets zu abartigen Überlegungen.

Vierundzwanzig (24) Zeitzonen gibt es auf der Erde. 24 mal 1667 Kilometer ergeben rund 40.000 Kilometer. Und etwa so groß ist der Umfang der Erde am Äquator.

Sie haben nun gelesen, dass alle 1667 Kilometer die Uhr um eine Stunde verstellt werden muss. Entweder um eine Stunde vor oder nach, je nach der Flugrichtung.

(Streng genommen sind es 1667 Kilometer nur dann, wenn man genau über dem Äquator ist. Sonst sind es wegen der Kugelgestalt der Erde natürlich weniger.)

 

 

Ein Beispiel, grob gefasst:

Sie fliegen von Frankfurt über Los Angeles und Tokio nach Frankfurt, also immer in Richtung Westen um die Erde.

24 mal während des gesamten Fluges verändern Sie Zeitzone für Zeitzone die Uhrzeit auf Ihrer Armbanduhr und stellen sie jeweils um eine Stunde zurück. Brav!

Wenn Sie die Erde schließlich umrundet haben, kommen Sie 24 Stunden eher in Frankfurt an als Sie abgeflogen sind. Klasse! Sie können sich getrost im Flughafen selbst begrüßen und endlich anerkennen, dass Ihre neue Frisur mit dem Gel und den Strähnchen bescheuert aussieht. Sie stehen neben sich selbst, ganz ohne Alkohol getrunken zu haben. Schnell können Sie noch mit Ihrer Bank sprechen, um die letzten Schecks sperren zu lassen. Letztendlich sehen Sie das Flugzeug mit sich selbst davonfliegen. Hat sich auch Ihr Gepäck dupliziert?

Geht nicht, ist doch klar, oder? Sollten Sie an dieser Stelle ein Problem haben, fangen Sie bitte noch einmal von vorne an. Oder färben Sie Ihre Haare. Oder begeben Sie sich in Behandlung.

Was machen Sie folglich, um sich die Grässlichkeit Ihres eigenen Anblicks zu ersparen? Sie stellen im Pazifik an der so genannten Datumsgrenze die Uhr um einen Tag vor (also vom 05. auf den 06.) und überschlagen einen Tag.

Warum?

Sie haben durch die ganze Zurückstellerei Ihrer Uhr doch 24 Stunden gewonnen. Einen ganzen Tag. Und diesen Tag verlieren Sie nun auf der Datumsgrenze wieder. Das ist gerecht und hat den Vorteil, dass Sie sich in Frankfurt nicht mit sich selbst herumärgern müssen. Leider werden Sie auch nie erkennen, wie das nun um Ihre Frisur bestellt ist.

Wenn Sie gegen die Sonne, also in Richtung Osten fliegen, sieht das ähnlich aus. Zeitzone um Zeitzone verlieren Sie eine Stunde. Sklavisch genau stellen Sie Ihre Uhr Zeitzone um Zeitzone eine Stunde vor. Und an der Datumsgrenze, irgendwo im unbewohnten pazifischen Raum, stellen Sie Ihre Uhr zurück.  Einen Tag  erleben Sie nun noch einmal. Schön, wenn Sie an diesem Tag Geburtstag haben. Dann gibt es selbstverständlich auch doppelte Geschenke.

Die folgenden Tabellen sollen das Beispiel verdeutlichen.

 

Flug von - nach Zeitzonen Abflug Uhrzeit Datum Ankunft Uhrzeit Datum
Frankfurt - Los Angeles 8 12:00 5. Juni 04:00 5. Juni
Los Angeles - Tokio 8 04:00 5. Juni 20:00 4. Juni
Tokio - Frankfurt 8 20:00 4. Juni 12:00 4. Juni

Die obige Tabelle gilt nur, wenn man die Flugzeit unberücksichtigt lässt.

Die Zeilen der Tabelle sind wie folgt zu lesen: Auf der Strecke Frankfurt - Los Angeles liegen 8 Zeitzonen. Die Uhr ist nach Überfliegen einer Zeitzone um jeweils eine Stunde zurück zu stellen. Bei einer Abflugzeit in Frankfurt von 12:00 Uhr am 5. Juni wäre die Ankunft in Los Angeles um 04:00 Uhr am selben Tag.

Wenn wir zur selben Zeit (4:00 Uhr) in Los Angeles starten und während des Fluges abermals die Uhr um insgesamt 8 Stunden zurückstellen würden, wäre die Ankunft in Tokio am 4. Juni um 20:00 Uhr.

Der Abflug in Tokio beginnt um 20:00 Uhr am 4. Juni. Nach dem Überfliegen von 8 Zeitzonen wäre unsere Uhrzeit bei der Ankunft in Frankfurt 12.00 Uhr am 04. Juni.

 

Da unser Flugzeug aber Zeit verbraucht, wird die obige Tabelle ungültig und unter Anrechnung der obigen Zeitzonen durch diese ersetzt:

Flug von - nach Abflug Datum Ankunft Datum Flugdauer
Frankfurt - Los Angeles 12:00 5. Juni 14:00 5. Juni 10
Los Angeles - Tokio 14:00 5. Juni 17:00 5. Juni 11
Tokio - Frankfurt 17:00 5. Juni 20:00 5. Juni 11

Nach diesem Beispiel wären wir um 20:00 Uhr des Abflugtages wieder in Frankfurt, obwohl unser Flugzeug 32 Stunden in der Luft war.

OK, wir würden uns in Frankfurt nicht selber sehen, weil unser Passagierflugzeug zu langsam war. Hätten wir diesen Flug mit einem Militärjet und mehrfacher Überschallgeschwindigkeit zurück gelegt, wäre unsere Ankunftszeit in Frankfurt durchaus realistisch gegen 12:00 Uhr des selben Tages gewesen. Was für ein Theater!

Merke:

Entscheidend ist die Datumsgrenze. Die  Zeiger der Uhr müssen an diesem Ort um einen Tag vor gestellt werden.

 

Zusammengefasst: Fliegen Sie von hier nach Westen um die Erde, stellen Sie Ihre Uhr an der Datumsgrenze im Pazifik um einen Tag vor, fliegen Sie in die umgekehrte Richtung, stellen Sie sie um einen Tag nach.

Warum? Weil Sie beim Überfliegen der Zeitzonen (alle 1667 Kilometer) eine Stunde gewinnen oder verlieren. Insgesamt also je Strecke 24 Stunden, die Sie natürlich irgendwo wieder ausgleichen müssen.

Kapiert?

Das hört sich alles so schwierig an. Dabei ist es gar nicht einfach.

 

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Ganz anders ist die Sache mit den Wendekreisen. Da passiert es z. B. auf Kuba schon mal zur Mittagszeit, dass die Sonne sich nördlich von dieser herrlichen Insel befindet, obwohl der Äquator südlich ist. Ein paar Monate später ist das schon wieder anders. Dann scheint die Sonne mittags südlich von Kuba. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und dann hatte die Regierung einst angeordnet, dass Sie im Frühjahr Ihre Uhren auf die „Sommerzeit“ und im Herbst auf die „Winterzeit“ um eine Stunde verstellen müssen. Und das, obwohl Sie gar keine Zeitzone überflogen haben. Auch das ist eine andere Geschichte, nämlich ganz übler regierungsamtlicher Blödsinn.

 

© 2006 Heinz Albers

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